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Mittwoch, 17 Januar 2018 11:27

Enlhet

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Die Völker Enlhet und Enenlhet

Archäologische Erkenntnisse:
Archäologischen Daten zufolge wanderten die Völker Enlhet und Enenlhet, auch Maskoy-Völker genannt, aus einer subandinen Region im Nordwesten in den paraguayischen Chaco ein. Auf ihrem Weg nach Südosten besiedelten sie nach und nach große Teile des zentralen und unteren Chaco. Während dieses Migrations- und Besiedlungsprozesses bildeten sich mindestens sechs Untergruppen heraus, von denen jede ihr eigenes Gebiet bewohnte: Sanapaná, Toba-Maskoy, Angaité, Guaná, Lengua-Nord und Lengua-Süd.

Jüngere Geschichte:
Ihre jüngere Geschichte wird durch mündliche Überlieferungen erzählt. Wirtschaftlich angepasst an die Umwelt des zentralen und unteren Chaco, pflegten sie gute Handelsbeziehungen untereinander sowie mit ihren Nachbarn, den Nivaclé und Maká. Ihre Hauptfeinde waren die Chamacoco, Ayoreo und Toba-Guaicurú. Sie berichten von einer Zeit großer Migrationen der Guaicurú-Gruppen, die starken Druck auf ihre Gebiete im unteren Chaco ausübten und einen langanhaltenden „indigenen Weltkrieg“ unter sich und gegen sie auslösten.

Kontakte mit den Weißen:
Im 18. Jahrhundert, als die Payaguá und Mbayá nach und nach die Ufer des Río Paraguay verließen, erweiterten die Maskoy-Gruppen ihr Territorium bis an den Fluss. Dadurch entstanden erste Kontakte mit den Weißen. Diese brachten einerseits die Möglichkeit, mehr Eisenwaren und Haustiere zu erwerben, andererseits jedoch auch eine lange Leidensgeschichte durch Krankheiten wie Grippe, Masern, Pocken und Tuberkulose.

Landverlust und Industrialisierung:
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kauften ausländische Unternehmen riesige Landflächen im Chaco. Die dort lebenden Indigenen wurden praktisch enteignet, oft ohne es zu bemerken. Sichtbarer wurden für sie die Gründung mehrerer Hafenanlagen am Fluss, wo bald Gerbstoff-Fabriken errichtet wurden. Diese Häfen wurden für die Indigenen zu Anziehungspunkten, da sie dort Arbeitskraft gegen Güter der weißen Zivilisation eintauschen konnten.

Aktuelle Entwicklungen:
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts haben die meisten Enlhet- und Enenlhet-Gemeinschaften zumindest kleine, offiziell anerkannte Landflächen sichern können. Zwar sind diese im Vergleich zu ihren ursprünglichen Gebieten minimal, dennoch haben einige Gemeinschaften im zentralen Chaco eine sesshafte Wirtschaft etabliert, die auf Landwirtschaft, Viehzucht und lokaler Erwerbsarbeit basiert. Andere Gruppen haben sich in städtischen Gebieten oder als Arbeiterwohnviertel in Estancias niedergelassen und sind auf Lohnarbeit angewiesen.

Kultureller und sozialer Wiederaufbau:
Die Enlhet-Enenlhet befinden sich im Prozess, neue ethnische Identitäten zu schaffen. Dazu gehören die Rückgewinnung von Teilen ihrer angestammten Gebiete, der Aufbau einer neuen Existenzgrundlage durch Landwirtschaft und Viehzucht sowie die Etablierung eines zufriedenstellenderen Umgangs mit der Mehrheitsgesellschaft und staatlichen Institutionen. Politische Partizipation ist ein wichtiges Mittel, um Anerkennung für ihre Anliegen zu fordern. Die Verteidigung oder Wiederbelebung ihrer eigenen Sprache ist ein zentraler Bestandteil ihres Identitätsprozesses.

Familien- und Gemeinschaftswerte:
Wichtige Elemente ihrer neuen Lebensentwürfe sind familiäre Solidarität und kulturelle Werte wie soziale Harmonie, Vorrang sozialer Beziehungen vor wirtschaftlichen Vorteilen, Gemeinschaftsorganisation auf Basis von Gleichheit und die Ablehnung von Zwang als Mittel der sozialen Kontrolle. Neue Werte, die von der christlichen Religion beeinflusst wurden, sind ebenfalls Teil dieses Identitätsaufbaus.

Seminar 2003 – Wirtschaftliche Sicherheit und Solidarität:
Im Jahr 2003 reflektierten 65 Führer der verschiedenen Gemeinschaften des zentralen Chaco auf einem Seminar über die Bedeutung wirtschaftlicher Sicherheit. Wichtige Faktoren waren rechtlich gesichertes Land, natürliche Ressourcen, Gemeinschaftsgärten und leicht zugängliche Vorratslager. Ebenfalls betont wurden die Rolle der sozialen Harmonie, unterstützt durch ein aktives geistliches Leben, und Dienste wie gegenseitige Krankenhilfe oder Saatgutkredite.

Solidarität als zentrale Tugend:
Zentrale kulturelle Gewohnheiten drehen sich um Solidarität: Verwandte helfen sich gegenseitig, teilen Nahrung, leisten Dienste und unterstützen sich bei Problemen. Die Bereitschaft zu teilen wird als biblische Wahrheit und unverzichtbarer Wert gesehen, der an die Jugend weitergegeben werden muss.

Wirtschaftliche Philosophie:
Das angestrebte Wirtschaftssystem ist diversifiziert und umfasst Gartenbau, Feldfrüchte, kollektive Viehzucht, Geflügelzucht, Imkerei, Waldnutzung, Gelegenheitsarbeiten in benachbarten Kolonien sowie feste Anstellungen. Es wird nicht erwartet, dass jeder Produzent an allen diesen wirtschaftlichen Bereichen teilnimmt, sondern eine Beteiligung entsprechend den Interessen und spezifischen Fähigkeiten jedes Gruppenmitglieds. Die Einkommen werden solidarisch innerhalb der erweiterten Familiengemeinschaft genutzt.

Sprachfamilie:
Die Sprachfamilie Enlhet-Enenlhet (Maskoy)

Dialekte jeder Gruppe  Gemeinschaften und ihre Namen
Enlhet Norte Yalve Sanga, Campo Largo, Pozo Amarillo, Paz del Chaco, Monte Palmeras
Enlhet Sur Armonía, La Esperanza, El Estribo, La Herencia, Maklhawaya
Toba Pozo Amarillo, Casanillo, Laguna Porá
Sanapaná La Esperanza, Anaconda, Nueva Promesa, Diez Leguas, Karanda'y Puku
Angaité Diez Leguas, Kora'í, La Patria, San Carlos
Guaná Machete Vaina, Riacho Mosquito, Apa Costa

FIDA          FRICC          UTA          AMH Grupo de Cajas Ascim          FTC          IMO          MCC

Standort:
Yalve Sanga (Zentral-Büro)
 
Postanschrift:
ASCIM
Filadelfia, 40
9300 Fernheim
Paraguay
 
Kontakt:
Tel. 0491 432231
Handy: 0981 484 975
Email: info@ascim.org
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