Montag, 26 April 2021 16:58

Entwicklung der Bildung bei den indigenen Völkern

Am 30ten April wird auf nationaler Ebene der Tag des Lehrers gefeiert. In den Bildungsinstitutionen der ASCIM werden an diesem Tag die Arbeit und die Hingabe der Lehrer hervorgehoben, die sie für den Dienst zur Entwicklung und zum Fortschritt der Gesellschaft an den Tag legen.
Manche Menschen stellen sich vielleicht die Fragen: Wie sieht die Erziehung bei den indigenen Völkern heutzutage aus? Haben sie andere Normen, die ihr Erziehungssystem regulieren? Wie sind sie überhaupt dazu gekommen, ein Schulsystem als wichtig zu erklären und dieses zu nutzen?
Im folgenden Text werden diese Fragen kurz durchgearbeitet werden.
Die indigenen Völker des zentralen Chaco von Paraguay lernten die „moderne Schule“ durch die Missionsarbeit, ungefähr ab dem Jahr 1937, kennen[1]. Anfänglich war sie ein Instrument, um die von den Missionaren angestrebten religiösen und kulturellen Erneuerungen einzuführen. Laut Leiva wird dies als der Beginn einer neuen Etappe bezeichnet, welche eine Aufteilung der Indigenen verursachte, da nicht alle mit einer „formellen“ Schulbildung einverstanden waren[2]. Im Laufe der Zeit wurde die Schule auch als ein Befähigungsinstrument benutzt, um mit der neuen nationalen Umwelt konstruktiv umzugehen und auf diese Weise als vollwertige Bürger des Landes im nationalen Geschehen beteiligt sein zu können. Die moderne Schule wurde von den indigenen Völkern als ein Werkzeug gesehen, um das Neue zu erobern, jedoch sollte sie die traditionelle Erziehung nicht ersetzen[3]. Luis Leiva erklärt, dass die traditionelle Erziehung im alltäglichen Geschehen geübt wurde; Jägern, Sammeln, Hausarbeiten, Pflanzen, Geister kennenlernen, usw.[4]. Venancio González, von der Siedlung La Esperanza meint, dass die Jugendlichen aus seiner Siedlung sich heutzutage in der neuen Kultur weiterbilden, die Traditionen verlieren und der indigenen Kultur keine Wichtigkeit mehr zuschreiben.
Laut dem Artikel 63 der Nationalen Verfassung von 1992, haben die indigenen Siedlungen das Recht zur administrativen und normativen Autonomie. Weiter, im Artikel 66 legt die Verfassung fest, dass der Staat die kulturellen Eigenarten der indigenen Völker anerkennt, insbesondere in Bezug auf die formelle Bildung.  Dieses wird noch einmal im Gesetz N°1264/98 (Allgemeinbildungsrecht) verankert. Im Jahr 2007 wurde das Gesetz N°3231 verabschiedet, welches die “Dirección General de Educación Escolar Indígena (DGEEI)” gründet. Dieses Gesetz legt fest, dass die Schulbildung der indigenen Völker aus einer gegenseitigen Ergänzung zweier Bildungssysteme bestehen soll, dem indigenen und dem nationalen, wobei die Werte beider Kulturen gestärkt werden. Auch wird den indigenen Völkern die Möglichkeit zugesprochen, den Vorschul-, Grundschul- und Sekundarschulunterricht nach ihrer eigenen Art und in ihrer Muttersprache zu führen.
Die ASCIM ist darum bemüht, den Erziehungssektor in den indigenen Siedlungen qualitativ zu steigern. Zurzeit haben sich in den vier Bildungsniveaus[5] der Supervision Region 3 Boquerón – Schulzone 7 ASCIM, 5144 Schüler eingeschrieben. Diese werden von 277 Lehrern unterrichtet.
Seit dem Jahr 2014 wird im Centro Educativo Indígena Yalve Sanga eine Lehrerausbildung angeboten, die als eine Filiale vom IFD – Filadelfia funktioniert. In der strategischen Planung der ASCIM bis 2040 wurde als eines der Ziele der Erziehungsabteilung festgelegt: „Die mit der ASCIM assoziierten Indigenen Siedlungen haben genügend im Centro Educativo Indígena Yalve Sanga geschulte und ausgebildete Lehrer, die kreativ, motiviert und verantwortungsvoll ihrer Erziehungsaufgabe in der Vor- und Primarschule nachgehen.“
In Bezug auf dieses Ziel lässt sich berichten, dass bis zum Jahr 2020 im Centro Educativo Indígena Yalve Sanga 25 Lehrer ausgebildet in zwei Kohorten ausgebildet wurden. Die Lehrer der ersten Kohorte (2014/2016) arbeiten fast alle, sei es in den Siedlungen mit Kooperationsabkommen mit der ASCIM oder außerhalb derselben. Und, ungefähr die Hälfte der Ausgebildeten der zweiten Kohorte (2017/2020) haben auch schon einen Arbeitsplatz bekommen.
In diesem Jahr wurde eine neue Kohorte mit 25 Studenten gestartet, die voraussichtlich im Jahr 2023 abschließen werden.


[1] (Manual de orientación y reglamento interno para docentes de las escuelas indígenas de la ASCIM, Chaco Central, 2004)

[2] (Leiva, 2020, pág. 70)

[3] (Stahl, 2018, págs. 157-158)

[4] (Leiva, 2020, pág. 31)

[5] Vorschule, Grundschule, Erziehung für Jugendliche und Erwachsene (EPJA) und Mittelstufe

FIDA          FRICC          UTA          AMH Grupo de Cajas Ascim          FTC          IMO          MCC

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